Studie zum beruflichen Werdegang junger Frauen mit Brustkrebs

Eine laufende prospektive Kohortenstudie in Italien und der Schweiz (HOHO: Helping Ourselves, Helping Others) will die Erwerbsverläufe junger Brustkrebs-Überlebender untersuchen und mögliche Faktoren erkennen, die mit Veränderungen in der Erwerbstätigkeit zusammenhängen.

Trotz umfangreicher Forschung zu Krebs und berufsbedingten Folgen sind die Erkenntnisse aus Längsschnitt-Kohortenstudien vor allem bei jungen Frauen mit Brustkrebs begrenzt.

In einer europäischen prospektiven multizentrischen Kohortenstudie (HOHO) wurden 300 junge Frauen (≤ 40 Jahre) mit neu diagnostiziertem Brustkrebs eingeschlossen. Davon auch 14 Patientinnen der Inselgruppe von insgesamt 74 Frauen aus 6 Institutionen in der Schweiz. Die Frauen füllten bei Studienbeginn sowie zunächst alle 6 Monate 3 Jahre lang und dann jährlich bis zum 10. Jahr Erhebungsbögen aus, um unter anderem den Beschäftigungsstatus, soziodemografische Daten und Behandlungsdaten zu erfassen. Gleichzeitig wurden auch körperliche und psychische Symptome anhand standardisierter Fragenbögen erfasst und bewertet.

Von den 245 Frauen, die in diese Analyse einbezogen wurden, waren 85 % zum Zeitpunkt der letzten individuellen Bewertung (1–10 Jahre nach Diagnose) berufstätig. 5 Jahre nach Diagnose zeigten ca. 30 % der Frauen eine Abnahme und ca. 15 % eine Zunahme des Beschäftigungsgrades. 5 Jahre nach der ersten Bewertung änderte während der Nachbeobachtung unter Berücksichtigung individueller Verläufe etwa die Hälfte der Frauen mindestens einmal ihren Beschäftigungsgrad.

Frauen aus der Schweiz waren eher bereit, ihre Arbeitstätigkeiten zu reduzieren, als Frauen aus Italien. Gemäss entsprechender Statistiken waren in der Schweiz 2021 87 % der Frauen zwischen 25 und 39 Jahren erwerbstätig. In Italien waren es hingegen 36 % der jungen Frauen zwischen 15–34 Jahren und 63 % zwischen 34–49 Jahren. Abgesehen von höheren Beschäftigungsquoten ist die Schweiz ein wohlhabenderes Land, und die Wahrscheinlichkeit, finanziell von bezahlter Arbeit abhängig zu sein, kann in Italien grösser sein. Schweizer Frauen fühlen sich daher möglicherweise zuversichtlicher, ihre Arbeitsaktivitäten je nach ihrer gesundheitlichen Situation zu ändern.

Diese Studie zeigte auch, dass finanzielle Probleme mit einer Zunahme der Arbeitstätigkeit einhergingen. Dies deutet darauf hin, dass Frauen, die in finanzielle Schwierigkeiten geraten, möglicherweise gezwungen sind, sich wieder dem Arbeitsmarkt anzuschliessen oder ihre Arbeitstätigkeit zu intensivieren, unabhängig von ihrem Gesundheitszustand.

Weitere Ergebnisse zeigen, dass generell die Arbeitszufriedenheit und das Vertrauen in die Arbeitsfähigkeit auch mehrere Jahre nach der Brustkrebs-Diagnose hoch sind. Dennoch berichteten etwa 10 % der erwerbstätigen Frauen über Einschränkungen bei der Ausübung ihrer Tätigkeit aufgrund ihrer Krankheit.

Nach Angaben der Frauen nahm die Bereitschaft der Arbeitgeber, die Arbeitsbedingungen an deren Bedürfnisse anzupassen, im Laufe der Zeit ab, möglicherweise, weil Frauen, die angaben, dass ihr Arbeitgeber die Arbeitsbedingungen im Jahr 1 angepasst hatte, in späteren Jahren keinen Bedarf an besonderen Vorkehrungen angaben.

Die regelmässige Überprüfung von Symptomen, die das tägliche Leben beeinträchtigen können, und die Identifizierung von finanziellen Problemen sind entscheidend, um rechtzeitig und individuell zugeschnittene Massnahmen zu ergreifen und unerwünschte Einschränkungen der Arbeitstätigkeit zu begrenzen.

Publikationsangaben

Ribi, K., Pagan, E., Sala, I. et al. Employment trajectories of young women with breast cancer: an ongoing prospective cohort study in Italy and Switzerland. J Cancer Surviv (2022). https://doi.org/10.1007/s11764-022-01222-y