Newsletter Nr. 25, April 2023 – Hyperthermie

Tumorzellen erwärmen und damit den Effekt der Strahlentherapie verbessern

Strahlensensibilisierung der Tumorzellen durch Wärme oder lokales Fieber – das ist das Prinzip der Hyperthermie. Seit Sommer 2022 bietet das Inselspital als einziges Universitätsspital der Schweiz seinen Patientinnen und Patienten sowohl Oberflächen- als auch Tiefenhyperthermie-Behandlungen in Kombination mit der Strahlentherapie an.

Bei der Hyperthermie wird mit Mikrowellen eine moderate Temperaturerhöhung auf 39 bis 43°C lokal im Tumor erzeugt und in enger zeitlicher Beziehung mit einer Bestrahlung angewendet.
Sie wirkt nicht primär zytotoxisch auf die Krebszellen, sondern sensibilisiert sie für die Angriffspunkte der Bestrahlung (Radiosensitizer) und hat einen immunmodulatorischen Effekt.

Bereits bei Temperaturen ab 39°C kommt es zu einer Vasodilatation der Gefässe mit verbesserter Perfusion des Tumors, was zu einer erhöhten Sauerstoffkonzentration und damit zu vermehrten strahleninduzierten DNA-Schäden in den Tumorzellen führt.
Diese können jedoch von den Krebszellen durch Reparaturmechanismen teilweise rückgängig gemacht werden. Eine durch die Hyperthermie induzierte Temperaturerhöhung auf über 41 °C kann diese Reparaturmechanismen zusätzlich hemmen und damit zu einem höheren Effekt der Radiotherapie beitragen.

Je nach Lokalisation des Tumors und Bezug zur Körperoberfläche, wird zwischen der Oberflächenhyperthermie (bis 4 cm von der Hautoberfläche) oder der Tiefenhyperthermie (mehr als 4 cm von der Hautoberfläche) unterschieden. Hierzu werden unterschiedliche Geräte eingesetzt.

Wann Hyperthermie?

Die Hyperthermie ist in Situationen indiziert, in denen eine alleinige Erhöhung der Bestrahlungsdosis nicht erfolgversprechend oder nicht möglich ist. Dies kann in folgenden Situationen der Fall sein:

  • Tumoren mit erhöhter Strahlenresistenz (z. B. Sarkome, Melanome)
  • Grossvolumige, organverdrängende Tumoren, die schon aufgrund ihrer Grösse strahlenresistenter sind
  • Kontakt eines Tumors zu strahlenempfindlichem Gewebe (z. B. Darm, Nerven), das die zur Tumorkontrolle benötigte Bestrahlungsdosis einschränkt
  • Inoperable Tumoren, bei denen der tumorkontrollierende Effekt der Bestrahlung zusätzlich erhöht werden soll
  • Vorbestrahlte Regionen mit eingeschränkten Strahlenreserven und fibrotischem, schlecht durchblutetem Gewebe

Hyperthermie und Bestrahlung, Universitätsklinik für Radio-Onkologie