Schilddrüsentumoren

Die Schilddrüse (Glandula thyroidea) liegt an der Halsvorderseite etwas unterhalb des Schildknorpels (s. Bild) und produziert lebensnotwendige, jodhaltige Hormone (Botenstoffe) für den Stoffwechsel. Die Nebenschilddrüsen produzieren das Parathormon, das den Kalziumhaushalt reguliert. Schilddrüsenerkrankungen reichen von Entzündungen (=Thyroiditis) bis hin zu Tumoren. Bei Tumoren wird zwischen gutartigen (benignen) und bösartigen (maligne, im Volksmund „Krebs“ genannt) Schilddrüsentumoren unterschieden. Bei Schilddrüsenkrebs handelt es sich häufig um sogenannte gut differenzierte papilläre und follikuläre Karzinome mit günstigem Ausgang. Die aggressiveren medullären und anaplastischen Karzinome sind seltener.

Anzeichen

Knotige Veränderungen der Schilddrüse sind mögliche Anzeichen von Schilddrüsentumoren und sollten abgeklärt werden. Es kann sich dabei um eine einfache Kropferkrankung (=Vergrösserung der Schilddrüse, Struma), einen gutartigen oder einen bösartigen Tumor handeln. Weitere mögliche Beschwerden sind Schluckstörungen, andauernde Heiserkeit und unerklärter Gewichtsverlust.

Ursachen und Verteilung in der Bevölkerung

Bei 50% aller Erwachsenen über 50 Jahre treten Knoten in der Schilddrüse auf. Schilddrüsenkrebs betrifft aber weniger als 2% aller Krebsneuerkrankungen. In der Schweiz erkranken jährlich etwa 300 Menschen an Schilddrüsenkrebs. Die Ursachen für die Entstehung sind bisher nicht eindeutig geklärt (genetisch, familiär, Jodmangel, frühere Strahlenexposition).

Abklärungen

Die Abklärungen von Schilddrüsenknoten sollen den Verdacht auf einen Tumor bestätigen oder ausräumen. Zur Planung der Behandlung wird die Art und die Ausdehnung des Knotens beurteilt (HNO-Untersuchung, Hals-Ultraschall mit Punktion durch eine feine Nadel, Laboruntersuchungen). Je nach Befund werden zusätzlich bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomographie (MRI) und Schilddrüsen-Szintigraphie (=funktionelle Abbildung) durchgeführt.

Behandlung

Die Behandlung von Schilddrüsentumoren soll die Erkrankung dauerhaft heilen und bedarf in der Regel einer Operation. Je nach Tumorart wird nur die betroffene Seite (=Hemithyreoidektomie) oder die ganze Schilddrüse (=totale Thyreoidektomie) und die Lymphknoten im Hals operativ entfernt. Die Nebenschilddrüsen, welche den Kalziumhaushalt steuern, werden wenn immer möglich erhalten. Während dem Eingriff wird ein Stimmbandnerven-Überwachungsgerät benutzt. Häufig wird im Anschluss an die Operation eine Radiojod-Therapie zur Zerstörung von restlichem Schilddrüsengewebe durchgeführt, um eine Ablegerbildung (=Metastasierung) zu verhindern. Unbehandelt breitet sich der Tumor im Hals aus und streut in den Körper, was früher oder später zum Tode führt.

Betreuung und Nachsorge

Nach beendeter Behandlung übernehmen je nachdem die Universitätskliniken für Nuklearmedizin oder Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung die Nachbetreuung in Zusammenarbeit mit dem Hausarzt. Oft müssen lebenslänglich Schilddrüsenhormone zu sich genommen werden. Im Falle einer Stimmbandlähmung, die sowohl durch den Krebs selbst oder in weniger als 1% durch Operationen verursacht werden kann, wird zudem eine Betreuung durch die Spezialisten der Abteilung für Stimm-, Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen (Phoniatrie/Logopädie, Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten, Kopf- und Halschirurgie, Inselspital, Universitätsspital Bern) eingeleitet.

Wohin kann man sich wenden?

Wenn die weiter oben genannten Anzeichen und Symptome länger als 3 Wochen bestehen, sollte ihr Hausarzt die Funktion und Formveränderungen (ärztliche und bildgebende Untersuchung) der Schilddrüse prüfen. Sollten dabei Unregelmässigkeiten festgestellt werden, empfehlen wir die weitere Abklärung in der Poliklinik der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten, Kopf- und Halschirurgie, Inselspital, Universitätsspital Bern, durchführen zu lassen.